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Bericht vom 17.05.2007

Fulminant und Akrobatisch

Das Trio Lézard im Königsmarcksaal

© Jutta de Vries

 

Lange gab es schon keinen Holzbläser-Sound mehr in den Stader Rathauskonzerten - dann kam das Trio Lézard am 10. Mai in den Königsmarcksaal und sorgte für einen Sprung von der Entwöhnung zur Sucht..

Kaum weg lassen wollte das hoch begeisterte Publikum in den leider wieder mal schütter besetzten Reihen die in der süd-westlichen Ecke Deutschlands beheimateten "Maitres Sonneurs" Stéphane Egeling, Jan Creutz und Stefan Hoffmann, die nach geschlagenen zwei Stunden hochvirtuosen Lippenspiels immer noch keine Fransen am Mund zu haben schienen und sich als wahre "Meister des Klangs" erwiesen.

Erwartet hatte man ein braves Trio d'Anches, die klassische Holzbläserbesetzung mit Oboe, Klarinette, Fagott, für die spätestens seit Haydn schöne Originalmusik geschrieben ist.

Gekommen sind drei gestandene Bläser, die schon fast alles ausprobiert haben mit ihren Instrumentenfamilien, von historischen Typen für barocke Klänge bis hin zu den Bauten der Jetztzeit, die mit pointierter Höhe brillieren können und auch für Jazziges geeignet sind. Als besonderen Aufhorcher und Hingucker hatte Stefan Hoffmann die Uilleann Pipe, den Irischen Dudelsack mitgebracht, der ja quasi einer der Urahnen der Familie der Rohrblattinstrumente ist.

Die "Première Suitte" von Jean-Baptiste Dupuits aus dem Jahr 1740 für Oboe, Dudelsack und Baß war eins der wenigen Stücke im bunten Programm, das in Original-Besetzung daher kam. Die Divertimenti von Mozart, die Bearbeitungen von Vokalwerken der Ars Nova von Guilleaume Dufay aus dem 15. Jh, oder die Triosonate für Orgel von Joh.Seb. Bach traten in attraktiver musikalischer Klang-Verkleidung auf. Satzakrobat Stéphane Egelin, gar nicht zimperlich mit höchsten Schwierigkeitsgraden, ist ein Könner auch auf diesem Gebiet. So kommt es, das die Bearbeitungen Mozart, Bach und Co. in einem ganz anderen Glitzerlicht erscheinen lassen. Auch Puristen zeigen sich da überzeugt und vergnügt.

Das liegt natürlich daran, dass die drei "Lézards" gar nicht faul sondern tatsächlich sehr artifiziell und in der Interpretation stets auf dem Quivive sind. Von der technischen Beherrschung ganz zu schweigen, denn das wahre Spiel auf dem Instrument, das wahre Zusammenspiel und die wahre Freude an der Vermittlung an ein wie auch immer geartetes Publikum, (das erwärmt und begeistert werden muß) - die wahre Kunst also fängt für die Lézards offensichtlich erst da an, wo die Technik zum Drahtseil ohne Netz wird.

Die neuen Formen der Musikpräsentation, die uns die "Herren des Klangs" an diesem Abend vorführten, werden wohl zukunftweisende Qualität für spannende Unterhaltung im Konzertsaal haben: die Stader Kulturkreis-Freunde machten sich beschwingt auf in die Sommerpause.

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