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Bericht vom 12.09.2006

Ingeborg Dammann-Arndt : Raum der Striche

Katalogtext zur Rauminstallation

© Jutta de Vries

Ingeborg Dammann-Arndt

Raum der Striche

©Jutta de Vries 2006

 

 

Ingeborg Dammann-Arndt ist Grafik-Designerin. Die zeichnerischen Mittel Punkt, Strich und Linie zur Klärung von Gegenständen, Situationen und Sachverhalten in der Fläche für den Bereich der Kommunikation sind ihre vertrauten Arbeitsmittel.

Ingeborg Dammann-Arndt ist aber auch Bildhauerin und hat es hier mit Masse zu tun, mit Körper und Raum, mit Volumen und Plastizität, die als Ganzes in ihrer Wirkungsweise eindringen in den sie umgebenden Raum, der wiederum respondiert.

Eigentlich sind beide künstlerischen Bereiche völlig verschieden. Der eine bezieht sich auf die Fläche, der andere bedient die Dreidimensionalität von Körper und Raum. Eine verbindende Möglichkeit wäre die Bildhauerzeichnung, die das Volumen einer Skulptur in der Zweidimensionalität der Fläche antizipierend skizziert.

Ingeborg Dammann Arndt geht in der vorliegenden Arbeit weit darüber hinaus und stellt eine ganz eigene Symbiose künstlerischer Ausdrucksformen her. Es verbinden sich die grafische Plastik und die Volumenzeichnung, die den realen Raum eines Ladenlokals im Wortsinn gestalten: der Raum wird hier zur künstlerischen Basis, zum Zeichengrund.

Er ist der „Raum der Striche“ und gleichzeitig der „Raum der Körper“, er wird durch die grafische All-Over-Technik zum Kaleidoskop eines imaginären Isotops, das selbst wieder Körper und Raum suggeriert. Innenraum und Aussenraum sind austauschbar, verlieren die klare Definition, Deformierung und Verzerrung lassen rechte Winkel stürzen und geben der sicheren Wand keine Chance. Der mitbearbeitete Boden schwankt unter den Füßen im begehbaren Raum, nichts ist mehr stabil. So wird der „Raum der Striche“ zu einer Metapher für die Zeichen unserer Zeit

Die Verwandlung vollzieht sich langsam in mühevoller, minimalistischer Kleinarbeit, hier werden Zeit, Wachstum und Bewegung thematisiert.

Über 50 Graphitstifte verbrauchen sich als Spurgeber für die rhythmisch schwingenden, geschwinden Formstriche, die zart flirrende Atmosphäre wie kompakte Masse bilden können, die sich an den Kontaktstellen verdichten, mit hell-dunkel-Effekten und Richtungswechseln spielen, aber keine harten Kontraste fordern. Das Konzept wird durch den freien Fluss der fast automatisierten Hand locker und sanft überspielt, zufällige Formationen entstehen, durchsichtige faltig-wellige Landschaftsgespinste erinnern an Geologisches und Metaphysisches: Materie und Geist verbinden sich heiter in einer erfahrbaren Leichtigkeit des Seins.

 

 

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