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Bericht vom 21.10.2018

Elke Herzog - Reprospektive

Stadt, Land, Fluss und mehr

© Jutta de Vries

Elke Herzog – Retrospektive
Stadt, Land, Fluß und mehr 
Ausstellungseröffnung 20. Oktober 2018, 
Museumsdorf Volksdorf, Wagnerhof


Einführung: Jutta de Vries, Kulturpädagogin


Liebe Elke Herzog, liebe Kunst-Gäste,


geht es Ihnen heute genau so wie mir? Wenn man durch das schöne Herbstwetter wandert, von der U-Bahn durch das lichte Wäldchen kommt und am Bach entlang auf das Museumsdorf zu geht, da lockt die Natur mit den leuchtendsten Farben, läßt die Sonnenlichter mit dem Blattwerk tanzen, und ehe man sich versieht, wird man zum Teil des Ganzen, Mensch und Natur spüren hier das Einssein.
Und dann treten wir in unsere Ausstellung ein, und spüren ganz ähnlich: hier im Wagnerhof umfängt uns ein Feuerwerk an strahlender Farbigkeit, hier wird ein Zeichen gesetzt für die positive Einstellung zur Welt, zum Leben; die Liebe zur Natur-Landschaft und zur gebauten, der Stadtlandschaft, strahlt aus den vielgestaltigen Bildern heraus und gibt uns Betrachtenden ein glückliches Gefühl. Denn es ist ja nicht die Wirklichkeit, die wir hier sehen, sondern Blicke auf die Natur, gesehen durch das  Auge und das Temperament  einer ganz bestimmten Künstlerin:


Meine Herren und Damen, wir feiern heute die  Malerin Elke Herzog in einer großen Überblicksschau auf ihre fast vierzigjährige Schaffenszeit hier in Hamburg, mit Arbeiten von 1981 bis 2018, und ich lade Sie herzlich ein, mich auf einen Rundgang durch die Ausstellung zu begleiten.


Elke Herzog, hier vorn ganz real und auch noch virtuell, - dort in der Nische finden wir nach längerem Suchen Ihr „Selbst mit grünem Schal“  -  hat erst nach der Familienzeit sozusagen ein zweites, künstlerisch betontes Leben begonnen: ab 1974 studiert sie in Hamburg bei Ohm und Weingärtner,
hat erste Ausstellungen Ende der 70er und in den 8oer Jahren und dabei große Selbstzweifel – ein Gefühl, das die meisten Künstler befällt, wenn sie ihre Bilder, die wie innerste Gedanken, ja wie eigene Kinder sind, der Öffentlichkeit preisgeben.  
Aber so ist das nun mal, äußert einer der Mentoren von Elke Herzog, Bernhard Vogel, ganz ungerührt und wissend: „Leiden gehört zum Malen dazu“. 
Es ist die Zeit, in der die Künstlerin streng und klassisch den malerischen Idealen des Futurismus und Surrealismus folgt; Giorgio de Chirico oder Salvador Dalí fallen mir da ein. Antike oder traumgeprägte Inhalte, rätselhafte Sujets und Verknüpfungen finden sich in weiten, tiefenbetonten Räumen, die Farbpalette ist sanft, der Farbauftrag sehr puristisch lasierend. Mittels dieser Technik und ungewöhnlicher Blickwinkel und Ausschnitte verarbeitet die Künstlerin auch das Ereignis des Mauerfalls 1989/90, wobei sie sich auch nicht scheut, die Siegesgöttin von der Quadriga zu holen. Ein drängendes, neues Thema jener Zeit ist auch die Umwelt, und wenn wir Elke Herzogs Kommentare und Befürchtungen im Bild lesen, so wissen wir, bis heute ist das Thema brandaktuell, Stichwort Hambacher Forst. Diese Werkphase ist von hoher malerischer Qualität - wie bereichernd, daß die Bilder nun nach 30 Jahren im Depot einmal wieder an die Öffentlichkeit kommen!


Eine Landmarke im Schaffen der Künstlerin ist die Bekanntschaft und enge Zusammenarbeit mit dem Hamburger Lehrer und Maler Albert Feser (1901-93), der, wie sein Professor Arthur Siebelist (Mitgründer Hamburger Künstlerkreis 1887), die Ölmalerei bevorzugt und vor allem im Freien Landschaftsmotive, Stadtansichten und Reisebilder malt. Feser, der dem Impressionismus treu bleibt, hat Elke Herzog sehr geprägt. Anklänge an seinen Stil sind vielleicht am deutlichsten in den beiden Interieurs „Bergstedter Kirche“ und „Kätnerstube Museum Hoisdorf“ zu finden, gehen aber schon an den Expressionismus heran. Die Künstlerin erzählt, er habe gesagt: Elke, Du bist viel moderner als ich“.  Von Feser ist auch der Rat bekannt: “Immer nur die Hälfte von dem malen, was man sieht, und glaubhaft schwindeln“.  Genau das hat ja  auch Paul Klee gemeint mit seiner berühmten Sentenz „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“. (nämlich das, was der Künstler, die Künstlerin empfindet)


Elke Herzog ist allen Strömungen zum Trotz dem Gegenstand immer treu geblieben, seit einiger Zeit läuft ja auch der Trend im großen Weltkunstgetriebe wieder auf die Gegenständlichkeit, die altmeisterliche Malweise hinaus, da findet sich die Künstlerin in bester Gesellschaft. Und was das Themenspektrum betrifft, sehen wir in dieser Ausstellung tatsächlich Landschaftsmotive aller Jahreszeiten, Stadtansichten, Hafenimpressionen und Reisebilder, ganz wie bei Feser. Das gibt der Ausstellung eine inhaltliche Geschlossenheit. Darüber hinaus liebt Elke Herzog  Blumenmalerei, Aktdarstellung und Porträt - die Gondel vorn am Eingang ist eine kleine künstlerische Schatzkammer mit ausgewählten Beispielen zu diesen Themen, schauen Sie gern hinein.


 „Stadt, Land, Fluß und mehr“ ist denn auch ein Ausstellungs-Titel, der ein Universum umfaßt, mit dem wir als Kinder spielend umgegangen sind und unser Wissen testen konnten – nur wehe, es kam Y oder Q an die Reihe – erinnern Sie sich? Oder spielen Sie das Spiel noch manchmal mit Ihren Kindern oder Enkeln?


Bleiben wir noch etwas auf der Seite mit den Ölgemälden, die das schöne Hamburg aus vielen Blickwinkeln darstellen. Da ist die markante Innenstadt-Silhouette, der Hafen, da sind im Weichbild Dorf und weite Flur, der gemütliche, fast mystische Kuhstall, Rhododendron in all seiner Pracht, Bauernhäuser und die heimeligen Künstlerhäuser von Arthur Illies und Emil Maetzel. Auch das Künstlerhaus von Elke Herzog darf nicht fehlen.
Die Künstlerin steht unbedingt in der Nachkommenschaft der schon genannten und sehr geschätzten Hamburger Plein-Air-Maler aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, die vor allem ihren Stil der Arbeiten in Öl geprägt haben. Der eigene Ausdruck führt dann aber darüber hinaus, die Umrisse lösen sich im Licht , die Gegenstandsfarbe mutiert hin zur persönlichen Empfindungsfarbe, Nebenfarben steigern sich fleckhaft in tiefe Räume hinein. 


So virtuos Elke Herzog auch mit der Ölfarbe umgeht, so sehr hängt ihr Herz doch am Aquarell, einer Technik, die großes Können, einen klaren Blick, sicheren Strich und viel Übung erfordert. Bei Seminaren und auf Malreisen mit dem verehrten Salzburger Maler-Dozenten Bernhard Vogel entstehen ganz aktuell vor der Natur freie gelöste Arbeiten, auch herausfordernd große Formate.
Wir folgen in die Toscana, nach Südfrankreich, nach Celle, Lübeck, Köln und Amsterdam, haben das Ferien-Gefühl beim Betrachten der zahlreichen Dänemark-Aquarelle. Nicht nur das Abbild der Wirklichkeit sehen wir; vielmehr ist es die Begeisterung der Künstlerin an der Schönheit menschlicher Kulturleistung, die hinter den Fassaden, unter den Brücken, hoch in den Türmen schlummert und aus dem Prozess des sich ständig entwickelnden, Schicht um Schicht entstehenden lasierenden Bildaufbaus entsteht. Hier und da lassen Farbspritzer die Luft in Bewegung geraten, und in den jüngsten Arbeiten aus Amsterdam von 2018 reduziert Elke Herzog den Gegenstand immer mehr. Vor allem in „Achter Burgwal Amsterdam“ scheinen sich über dem expressiven Gittergerüst der Architekturen und Baumstämme die Blätter mitten in der Bewegung von den Ästen zu lösen. Die Künstlerin spielt virtuos mit den Möglichkeiten der transparenten Aquarelltechnik, gibt auch dem Zufall Raum. Vieles gibt es zu entdecken:
Irisierende Farblagen, lebendige Spiegelungen, elementare Wasser- und Himmelsflächen entstehen mal fließend (Cap San Diego), mal mit deutlichen Pinselhieben (Amsterdam, 8), und regennaß spiegelt die Kölner Domplatte. Das ist ein sehr atmosphärisches Werk, die durchscheinenden Farben leuchten durch den Regenglanz hindurch. Eine Erinnerung an Lyonel Feiningers luzide Arbeiten drängt sich auf, nicht zuletzt wegen der winzigen Staffage-Figuren, die in Reihen auf die Dom-Portale zu schreiten. Denn im allgemeinen sind Elke Herzogs Stadtansichten und auch die Landschaften menschenleer, allein das Gebaute und Bearbeitete zeigt die Spuren menschlicher Existenz in diesen fast märchenhaften Wunschbildern makelloser Schönheit, denen wir uns so gern hingeben.


„Sehnsucht nach Licht, Farben und neuen Formen, Reisen, fremde Kulturen und Menschen regen ungemein an. All das ist für mich untrennbar mit dem Malen verbunden“.


Ich denke, nur mit diesem Zitat von Elke Herzog selbst ist dieser Rundgang abgerundet, und ich wünsche Ihnen allen viel Sehnsucht beim Betrachten der Bilder und der Ausstellung viel Erfolg.


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