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Bericht vom 31.07.2016

Sommerliche Musiktage Hitzacker 2015

Fest-Musiktage-Buch, Donnerstag, 30. Juli

© Jutta de Vries

Sommerliche Musiktage Hitzacker 2015-07-31 
Fest-Musiktage-Buch, Donnerstag, 30. Juli


Nach der gestrigen kernigen Bläser-Serenade mit viel zeitgenössischer Musik gibt es heute das komplette Kontrastprogramm, frühe Musik für gute Ohren, vom Beginn der Neuzeit um 1600.  „Los Otros“, „die Anderen“, der Name sagt es schon, sind ausgewiesene Spezialisten für diese ganz andere, komplizierte weil vor allem Improvisation fordernde Saitenmusik der Renaissance, die sich an den Fürstenhöfen in Spanien und Italien, auch im Vatikan, zu höchster Blüte entwickelten. Und zwar als reine Festmusik bei der Tafel und im Tanzsaal, und natürlich sind „Los Otros“ deshalb in diesem Jahr in Hitzacker goldrichtig – sie feiern mit dem vergnügten Publikum das Fest auf ihre liebevolle, witzige und immer virtuose Art. Heiter gefärbt ist der Abend, daher sicher der Titel „Tinto“. 
Hille Perl, die als Gambistin bereits in Hitzacker aufgetreten ist, hat mit ihrem Trio eine wundersame Marktlücke getroffen: Lautenist Lee Santana spielt neben der Theorbe auch noch grandios auf den Talkmaster-Saiten, und Barock-Gitarre-Spezialist Steve Player  hat als Barock-Tanzmaster die sensationelle Fähigkeit, Tanz und Spiel zu verbinden – eine köstliche Versinnbildlichung, die vor dem inneren Auge ganze Tableaux festlicher höfischer Ereignisse entzünden. 
Los Otros spielen und denken aus der Stille heraus, entwickeln  wunderbare, farbenreiche Klangteppiche und Resonanzen, blühen auf  und artikulieren mit Schärfe -  die Stücke der frühen, meist heute vergessenen Meister sind auch immer Klang-Gemälde mit Programm, die Los Otros mit ihren Improvisationen intensivieren. Dabei lassen sich durchaus auch  avantgardistische Partien einfügen, wie beispielweise  Kapsbergers „Capona“ es geradezu herausforderte. Am deutlichsten und virtuosesten wurde die große alte Kunst in den Variationen über „La Folia“, jenem kultigen Popsong der Renaissanc. Alle großen Musiker haben ihn variiert, und er hat bis heute nichts an Attraktivität verloren. Los Otros improvisieren und variieren Sternenverdächtig,  vielschichtig, luftig, dramatisch, virtuos,  vollsaitig und mit dem passenden Schlagzeug der tanzenden Sohlen. Ein Fest!


Und später Tanz nonstop bis zum Abwinken – wie im Zeitstrahl über fast 500 Jahre hinweg ins hier und jetzt der tollen Inselküche gebeamt – soviel Lust haben Los Otros gemacht auf das Eigene Feiern, den eigenen, zeitgeistigen Rhythmus, der sich wummernd und erschöpfend mit den Namen der coolen Djanes Bader & Bernhard  verbindet. 






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