Bericht vom 20.03.2006
W.A. Mozart - Requiem
Stadtkantorei Stade, KMD Hauke Ramm in St. Wilhadi 19. März 2006
© Jutta de Vries
Mit Spannung erwartet, mit großer Freude, großer Anteilnahme, großem Beifall erlebt und auf den Wellen und Wogen der geliebten Klänge nachhaltig mit nach Hause genommen:
Mozarts Requiem, am Sonntag in der Stader St. Wilhadi-Kirche.
Gar keine Frage, die Stadtkantorei Stade mit KMD Hauke Ramm konnten im Mozartjahr gar nicht anders als mit dem Requiem ihr traditionelles jährliches Passionskonzert zu besetzen.
Und mit Mozarts eindrucksvollstem geistlichen Werk, dem späten, reifen, unvollendeten an der Schwelle des Todes komponierten opus summum hat das Wiener Genie auch in Stade eine würdige Ehrung erfahren. Zur Aufführung kommt das Werk in der Fassung von F.X. Süssmayr.
Wie wichtig die sorgfältige Auswahl des Solistenquartetts ist, zeigt sich gerade bei Werken mit kleineren Partien – die müssen dann auch auf den Punkt genau kommen. Professionell und auf harmonischen Ensembleklang bedacht: Stephanie Stiller mit glänzendem Sopran und schönsten Trillern, Yvonne Fuchs mit lebendigem Alt, dessen Kern im Gesamtklang nie verschwindet; dazu Michael Connaire: der lässt als sensibel gestaltender Tenor auch bei den geforderten Pianostellen im süßen Benedictus keine Wünsche offen, und der erfahrene Christfried Biebrach, für dessen nobel timbrierten Bass-Bariton diese Partie allerdings ungünstig tief liegt.
Das renommierte Barockorchester Hamburg mit seiner Konzertmeisterin Gesine Hildebrandt ist in Stade stets gern gesehen und hoch gelobt bei Aufführungen Alter Musik. Auch Mozart hat wahrscheinlich beim Komponieren einen Orchesterklang wie diesen im Ohr gehabt, mit all seinen Schärfen und dem Cembalogeklingel, das eigentlich schon nicht mehr zeitgemäß war und heute eher weggelassen wird; und seine respektlosen Bemerkungen über Entgleisungen haben ja vor allem immer wieder die armen Bläser getroffen. Die vorzüglichen Bassetthörner in der Stader Aufführung hätten aber sicher sein ungeteiltes Lob gefunden!
Die historisierende Spielweise auf Nachbauten alter Instrumente hat für die anders gewichteten Ansprüche bei den Werken der Klassik tatsächlich ihre Tücken, und die Hamburger finden an diesem Sonntag denn auch nicht zu ihrer bekannten Spitzenform.
Das wird in der kleinen g-moll-Sinfonie KV 183 deutlich, die dem Requiem sozusagen als „Warm-up“ vorgeschaltet ist (warum eigentlich?). Das stürmische Werk der Jugendzeit mit dem tollen „Schaut-her-was-ich-kann“ – Gestus brachte das Orchester an technische Grenzen, von denen es sonst auch bei schwierigsten Barockwerken weit entfernt ist.
Mozärtlich bleibt deshalb für dynamische Delikatesse gar keine Zeit, es verbreitet sich gefühlte Unrast, obwohl der gut vorbereitete Hauke Ramm die Tempo-Vorgaben genau nimmt und auch mit viel Verve schlägt.
Dieses Werk gehört dem Chor, und die inzwischen auf über hundert Sängerinnen und Sänger angewachsene Stadtkantorei singt mit vollem Einsatz und anrührender Intensität. Kein Wunder, denn wie liebevoll hat Mozart alle die Melodien, die Kontrapunkte, die Mittellinien und Fugen in die geläufigen Gurgeln geschrieben! Schwer ist’s natürlich doch, weil unbemerkt kunstvoll verschränkt, und ein bisschen, vor allem am fast durchgängigen forte und der manchmal gehuschten Diktion, merkt man dem Chor schon an, dass Mozart nicht das täglich Brot ist.
Aber was bedeutet das schon im Gesamtbild einer dicht und klangvoll, fast rauschhaft anmutenden Liebeserklärung an Wolfgang Amadé Mozart, den Mozart for ever - nicht nur in seinem Jubeljahr.
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